Pflanzenfreunde & Wissenschaft

 

Bis heute werden Menschen, die sich mit Pflanzen beschäftigen noch oft belächelt. Dem möchten wir in der Heilpflanzen- und Naturakademie ein Ende setzen, in dem wir Wissenschaft und Volksmedizin im Heilpflanzenwissen einfach und hochwertig zusammenführen.

Das Interesse an essbaren Wildpflanzen steigt. In Gourmet-Restaurants finden wir essbare Blüten und wildes Gemüse wie zu Großmutters Zeiten und auch der Allgemeinheit wird immer bewusster, wie vitalstoffreich, lecker & gesund essbare Wildpflanzen sind. Darum möchten wir euch in den kalten Monaten einen DER grünen, gesunden & leckeren Allrounder der Pflanzenwelt vorstellen:

 

Die Vogelmiere – Stellaria media

Die Vogelmiere ist klein und zart, aber diese Pflanze hat es in sich. Nach Hildegard von Bingen ist sie die immunstärkendste Pflanze in Mitteleuropa.

Sie trägt eine spezielle Frisur und wächst und blüht bis in den Dezember.

Anhand dieser 3 Merkmale kannst du sie vom Vorfrühling bis zum Winter (also in allen 10 phänologischen Jahreszeiten) eindeutig erkennen:

 

  • an der sternförmigen, weißen Blüte Stellaria
  • an der Haarleiste „Irokesenfrisur“ am Stängel
  • am „Hühnerdarm“ flexibles Stängelmark

In der Küche ist diese Pflanze besonders als Wildsalat beliebt, denn sie ist das ganze Jahr über einsetzbar.
Auch die Stiele sind wunderbar weich und macht diese Wildpflanze zu einem ausgezeichneten Schnittsalat. Alles an der Pflanze ist verwendbar: die feinen weißen Blüten, die jungen Früchte, Stiele und auch die Blätter – und das zu jeder Jahreszeit!

Ob frisch, als Pesto, kombiniert in Frischkäse / Quark, als spinatartiges Gemüse oder für Gemüsefüllungen in Teigtaschen – die Vogelmiere ist ein wahrer Allrounder.

Der Grundgeschmack erinnert an frischen Mais oder an grüne Zuckererbsen direkt aus dem Bauerngarten. Darum ist die Pflanze in milden Speisen oder als Zugabe zu intensiveren Aromen auch geeignet, da sie sich mit ihrem milden Eigengeschmack wenig in den Vordergrund drängt.

Nicht nur in der Küche ist sie ein Genie, sondern sie besitzt auch zahlreiche Inhaltsstoffe in hohen Konzentrationen wie das Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde von Ursel Bühring darstellt.
Viele Mineralstoffe und Spurenelemente sind in Wildpflanzen höher konzentriert, als viele Kulturpflanzen oder Kulturgemüse.

 

 

Die Vogelmiere ist aufgrund ihres hohen Gehalts an Vitamin A und C, sowie den B Vitaminen eine wunderbare Ergänzung in der menschlichen Ernährung.

Sie ist reich an Mineralien, und enthält doppelt so viel Calcium, dreimal so viel Kalium und Magnesium und sieben mal so viel Eisen wie ein Kopfsalat.

Und sie schmeckt einfach gut!

120 Spezies der Vogelmiere sind bekannt und folgende Studie hat ihre Wirkungen zusammengefasst:
„Stellaria media (L.) Vill. – A plant with immense therapeutic potentials: Phytochemistry and pharmacology“ von Oluadeji OS & Oyebamijibc AK (2020).

Antioxidative Wirkungen (Anima Sharma et al. 2014). Antifungale Wirkung (R. Sharf et al. 2014), entzündungshemmende Wirkung (B.O. Oyebanji, et al. 2012) und eine Reihe an weiteren Wirkungen die wissenschaftlich untersucht werden.

Diese Studie ist im Internet frei zugängig und zeigt das gesundheitsfördernde Potential der Vogelmiere.

 

Rezepte mit der Vogelmiere

Rezept: Grünes Vanilleeis

Man kann Speisen mit der Vogelmiere auch färben.
Der Hit beim Kindergeburtstag: grünes Vanilleeis.

Grundmasse Vanilleeis für 3 Portionen:

  • 1/2 Stück Vanilleschote
  • 250ml Milch
  • 15g Schlagobers
  • 3 Stück Eigelb
  • 60g Zucker
  • Vogelmierenpüree
    (Für das Püree 2 Handvoll Vogelmierenkraut
    mit Pürierstab zerkleinern)

Grünen & guten Appetit!

Rezept: Kältesalbe für den Winter

Ein volkstümliches Rezept beschreibt die Herstellung einer Vogelmierensalbe auf Basis von Vogelmierenöl:
Für das Vogelmierenöl:

  • 1/3  Frische Vogelmiere anwelken lassen
  • 2/3 Pflanzenöl (z.B. Rapsöl) darüber gießen
  • 2-3 Wochen stehen lassen, dann abseihen

Salbenherstellung: 15ml Vogelmierenöl im Wasserbad erwärmen und 3g Bienenwachs darin schmelzen, abfüllen.

Steril arbeiten beim Herstellen der Salbe.
Diese Salbe kann unterstützen bei der Wundheilung und kleinen Schürfwunden.
Nicht auf offene Wunden geben.

Die Vogelmierensalbe bietet nach der volkstümlichen Signaturenlehre auch Schutz vor der Winterkälte. Die Vogelmiere besitzt nämlich die Fähigkeit auch unter der Schneedecke zu gedeihen, man kann sie daher auch im Winter sammeln, wenn man weiß, an welcher Stelle sie wächst.

 

 

Viel Freude mit der Vogelmiere!

 

Grüne Grüße,

Dr. scient. med. Patricia Purker & Dipl. Ing. Lebensmittelwiss. Carina Frischauf

Quellen:
Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann, Roland Spiegelberger,  Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen,  4.Auflage, atVERLAG, 2018;

Ursel Bührig, Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde, 4.. überarbeitete Auflage, Karl F.Haug Verlag – Stuttgart 2014

Oluwole SolomonOladejiaAbel KolawoleOyebamijibc (2020). „ Stellaria media (L.) Vill.- A plant with immense therapeutic potentials: phytochemistry and pharmacology.” Journal Heliyon Volume 6, June 2020, (Artikel online: open Access, science direct_Stand: 15.10.20)

Anima Sharma*, Vishnu Sharma, Tarun Kumar Kumawat and Ruchi Seth (2014). „A Review on Antidermatophytic Efficiency of Plant Essential Oils.“ International Journal of pure & Applied Bioscience Volume 2 (6): 265-278 (Artikel online: open Access, Researche gate, Stand:24.10.20)

R. Sharf, Hisamuddin, A. Akhtar (2014) „EVALUATION OF LEAF EXTRACT OF SOME MEDICINAL WILD PLANTS ON THE GROWTH AND SPORULATION OF PAECILOMYCES LILACINUS“. The International Journal of Plant, Animal and Environmental Sciences, Biology. (Artikel online open Access, semantischolar, Stand: 24.10.20

B.O. Oyebanji, A.B. Saba and O.A. Oridupa (2012) “Anti-inflammatory and analgesic effects of methanol extract of Stellaria media (L.) Vill. Leaf“. Afr. J. Biochem. Res., 15 (2012), pp. 29-34, (Artikel online open Access, researchgate, Stand: 24.10.20)